Erleuchtete Dunkelkammer

Das Blöde an einer Dunkelkammer ist ja bekanntlich, dass es dort dunkel ist.

Nun habe ich früher zwar problemlos KB-Filme auch nach dem dritten Bier noch im Dunkeln handeln können, aber beim Format 4×5 Zoll sind Trockenversuche mit alten Planfilmen sehr frustrierend gewesen. Die Kassetten zu füllen und zu leeren war dabei noch die leichtere Übung. Aber die Filme in die Entwicklungsspirale zu frickeln, das war nicht erbaulich.

Also musste eine Lösung her, und ich habe auch eine gefunden. Ich kann nun alle meine Arbeiten bei vollem Licht machen, ohne dass die Filme dabei in Mitleidenschaft gezogen werden 🙂

Zunächst habe ich mir nach einem Tipp aus dem Großformatforum dieses Wechselzelt gekauft, ganz unabhängig von o.g. Problem, ich brauche das mangels richtig dunklem Raum sowieso: Wechselzelt/Dunkelkammer von Photoflex.

Dazu habe ich diese Platinenkamera angeschafft.

Das ist eine Infrarot-empfindliche Kamera. Sie funktioniert zwar auch bei Tageslicht, hat aber zusätzliche LEDs die Infrarotlicht von 940nm abgeben, sobald es zu dunkel wird. Zuvor hatte ich mir die Empfindlichkeitsdiagramme von SW-Filmen angesehen, hier die Kurve für den T-Max, der TriX-Pan ist ähnlich:

T-Max Lichtempfindlichkeit nach Wellenlängen

Quelle: Kodak

Man sieht, dass mit der Spektralempfindlichkeit bereits bei 650 nm Schluss ist. Nun senden die meisten Infrarotkameras Infrarotlicht mit einer Wellenlänge von  850 nm aus, was theoretisch ja genügen würde. Nur senden diese leider auch sichtbares Licht aus, erkennbar an einem schwachen Glimmen der LEDs. Das ist bei den 940 nm LEDs nicht der Fall, sie sind absolut dunkel. Außerdem ist der Abstand zum Filmmaterial noch größer, was ja nicht schaden kann.

Da die Kamera in jämmerlichster Weise nur auf einem Blechchassis montiert ist, habe ich das erst mal auseinander gebaut und in ein Gehäuse verfrachtet, das ich hier noch herum liegen hatte:

IR-Platinenkamera im Selbstbaugehäuse

Einfache Lösung: Kamera mit IR-LEDs

Auf der Rückseite habe ich ein Stück Blech montiert (nicht schön aber zweckmäßig), und mir außerdem aus einer alten Festplatte einen Magneten ausgebaut.

 

Blechstreifen für magnetische Befestigung

Rechts neben dem Blechstreifen liegt zur Demonstration der Festplattenmagnet.

Diese sind extrem stark, und deshalb gut für den avisierten Zweck geeignet: So kann ich die Kamera nun im Wechselzelt oben an die Decke hängen, wobei der Magnet das Ganze von außen hält. Das funktioniert sehr gut und fällt auch bei unvorsichtigen Bewegungen nicht herunter. Die Sicht von oben auf das Geschehen ist dabei ideal.

Die Anwendung ist einfach: Die benötigten Gegenstände zusammen mit der Kamera in das Wechselzelt packen. Das Kamerakabel, 12V und Cinch-Anschluss, durch einen der Eingriffs-Ärmel nach außen führen. Beim Photoflex Modell geht das auch von vorne durch den Doppelreißverschluss. Dieser geht wechselseitig auf und zu, also der innere Reißverschluss von unten nach oben, der äußere von oben nach unten, und bildet so eine Lichtfalle. So kann ich das Kabel auch an dieser Stelle nach innen führen.

Mein Computermonitor, ein DELL 2005FPW, hat zum Glück einen Cinch-Eingang, an den man die Kamera anschließen kann. Über das andere Kabel wird das mit der Kamera gelieferte Steckernetzteil angeschlossen.

Das ist alles: Man kann nun auf dem Monitor genau sehen, was im Inneren des Wechselzeltes passiert. Das Bild ist schwarz-weiß und ordentlich hell. Mit etwas Rauschen natürlich, aber es ist alles sehr gut zu erkennen.

Infrarot Bildwiedergabe auf dem Monitor

Abfotografierter Monitor, links ist der Monitorrand zu erkennen. Deutlich zu sehen drei der eingefädelten Planfilme.

Die Beispielbildern habe ich einhändig vom Monitor abfotografiert. Deshalb sind sie zwar schief und von geringer Qualität, aber zusammen mit dem sichtbaren Teil des Monitorrahmens kann man sich so vielleicht eine ganz passable Vorstellung von der Bildqualität machen.

Kamerablick von oben auf das geschehen: Optimal.

Im Bild zu sehen: Meine Hand, die JOBO-Spirale und rechts unten der Entwicklungstank.

Seit dem ist das Laden und Entladen der Planfilmkassetten und des Entwicklungstanks kein Problem mehr. Die Lösung hat sich bewährt, ich bin sehr zufrieden.

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